Black Dagger Brotherhood
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BeitragThema: Leseprobe   Leseprobe I_icon_minitimeMo Dez 05, 2011 9:21 am

Der Privatclub lag sehr weit abseits der üblichen Amüsiermeile,
und das aus verdammt gutem Grund. In Bostons Chinatown ganz
am Ende einer schmalen, vereisten Sackgasse gelegen, war er
einer exklusiven, äußerst anspruchsvollen Klientel vorbehalten.
Die einzigen Menschen, die Zutritt zu dem alten Backsteinbau
erhielten, war die Truppe attraktiver junger Frauen – und einige
wenige schöne Männer –, die immer bereitgehalten wurden,
um den späten Gästen für all ihre Gelüste zur Verfügung zu
stehen.
Die mächtige unbeschriftete Stahltür im Erdgeschoss, im
Schatten eines gewölbten Vorraums verborgen, gab keinerlei
Hinweis darauf, was hinter ihr lag – aber ohnehin wäre kein
Anwohner oder Tourist so dumm, dort stehen zu bleiben und
sich darüber Gedanken zu machen. Denn sie wurde von einem
hohen Eisengitter geschützt, und davor war ein hünenhafter
Wächter in schwarzer Ledermontur mit schwarzer Strickmütze
postiert.
Er war ein Stammesvampir, wie auch die beiden Krieger, die
jetzt in der düsteren Gasse auftauchten. Beim Knirschen ihrer
Kampfstiefel auf dem Schnee und dem festgefrorenen Straßendreck
hob der Wächter den Kopf und starrte die uneingeladenen
Neuankömmlinge mit schmalen Augen an. Er bleckte
die Lippen und enthüllte schiefe Zähne und die scharfen Spitzen
seiner Fänge. Dann stieß er ein tiefes Knurren aus, und aus
seiner fleischigen Nase stieg eine warme Atemwolke in die kalte
Dezembernacht auf.
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Hunter registrierte die Anspannung seines Partners, als sie
sich dem am Clubeingang postierten Vampir näherten. Sterling
Chase war schon gereizt gewesen, als sie im Hauptquartier des
Ordens zu ihrer Mission der heutigen Nacht aufgebrochen waren.
Jetzt ging er mit aggressivem Schritt voran, die unruhigen
Finger demonstrativ am Holster der großkalibrigen halbautomatischen
Pistole in seinem Waffengürtel.
Auch der Wächter tat einen Schritt nach vorn und stellte
sich ihnen direkt in den Weg. Er ging in Angriffsstellung, die
mächtigen Schenkel gespreizt, die Stiefel warnend auf den rissigen
Asphalt gerammt, und senkte den riesigen Kopf. Er hatte
sie fragend angesehen, aber jetzt erkannte er Chase, und seine
Augen wurden noch schmaler. »Ich glaub’s nicht. Was zur Hölle
hast du hier im Revier der Agentur verloren, Krieger?«
»Taggart«, knurrte Chase statt einer Begrüßung. »Wie ich
sehe, geht’s mit deiner Karriere steil bergab, seit ich die Agentur
verlassen habe. Machst hier nur noch den Türsteher für euren
Stripschuppen, was? Was kommt als Nächstes – Wachmann im
Einkaufszentrum?«
Der Agent stieß einen deftigen Fluch aus. »Du hast vielleicht
Nerven, dich hier blicken zu lassen.«
Das Kichern, mit dem Chase ihm antwortete, klang weder
eingeschüchtert noch amüsiert. »Schau ab und zu in den Spiegel,
dann reden wir darüber, wer hier Nerven hat, seine Fresse in der
Öffentlichkeit zu zeigen.«
»Hier kommen nur Agenturmitglieder rein«, sagte der Wächter
und verschränkte die muskulösen Arme über seinem mächtigen
Brustkorb. Ein Brustkorb, auf dem der breite Lederriemen eines
Holsters zu sehen war, und er trug noch jede Menge Hardware
um die Hüften. »Der Orden hat hier nichts zu suchen.«
»Ach ja?«, knurrte Chase. »Erzähl das mal Lucan Thorne. Der
ist es nämlich, der dir die Hölle heißmacht, wenn du uns nicht
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reinlässt. Vorausgesetzt, wir beide, die wir uns hier ohne guten
Grund den Arsch abfrieren, räumen dich nicht selber aus dem
Weg.«
Als Lucans Name fiel – er war der Anführer des Ordens und
einer der gefürchtetsten Ältesten des Vampirvolkes –, presste
Agent Taggart grimmig die Lippen zusammen. Nun wanderte
sein Blick argwöhnisch von Chase zu Hunter, der in abwartendem
Schweigen hinter seinem Partner stand. Hunter hatte keinen
persönlichen Konflikt mit Taggart, aber in Gedanken hatte
er bereits fünf unterschiedliche Arten durchgespielt, ihn außer
Gefecht zu setzen – ihn schnell und effizient zu eliminieren, falls
es nötig würde.
Dafür war Hunter ausgebildet. Als einer, den man eigens dafür
gezüchtet und abgerichtet hatte, eine Waffe in der gnadenlosen
Hand des großen Gegenspielers des Ordens zu sein, war er seit
Langem daran gewöhnt, die Welt logisch und emotionslos zu
betrachten.
Heute diente er dem Schurken Dragos nicht mehr, aber seine
tödlichen Fähigkeiten bestimmten nach wie vor, wer und was er
war. Hunter war unfehlbar und tödlich, und als er und Taggart
sich in die Augen sahen, ging dem Mann endlich auf, dass er
keine Chance hatte.
Agent Taggart blinzelte, dann wich er einen Schritt zurück und
gab ihnen den Weg zur Tür des Clubs frei.
»Dachte ich mir doch, dass du’s dir anders überlegst«, sagte
Chase, schlenderte mit Hunter zu dem Eisengitter und betrat
das Stammlokal der Agentur.
Die Tür musste schalldicht sein. Im Innern des dunklen Clubs
wummerte laute Musik. Bunte Scheinwerfer, die auf eine verspiegelte
Bühne in der Raummitte gerichtet waren, rotierten
im Takt. Die einzigen Tanzenden dort waren drei halb nackte
Menschen, die sich zusammen vor einem Publikum lüstern
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glotzender Vampire räkelten, die in Nischen und an den Tischen
vor der Bühne saßen.
Hunter beobachtete, wie die langhaarige Blonde in der Mitte
sich um eine Stange aus Plexiglas schlang, die vom Boden
der Bühne zur Decke reichte. Mit kreisenden Hüften hob sie
eine ihrer riesigen, unnatürlich prallen Brüste an und züngelte
an der gepiercten Brustwarze herum. Jetzt gingen die anderen
Tänzer, eine tätowierte Frau mit kurzem violettem Haarschopf
und ein dunkeläugiger junger Mann, der fast seinen Tanga aus
glänzendem roten Lackleder sprengte, zu entgegengesetzten
Ecken der verspiegelten Bühne und begannen dort ebenfalls mit
ihrem Soloprogramm.
Es stank nach altem Parfüm und Schweiß, aber die muffige
Luft konnte den charakteristischen Duft von frischem Menschenblut
nicht überdecken. Hunter folgte der Duftspur mit
den Augen zu einer Sitznische in der hinteren Ecke, wo ein
Vampir in dem dunklen Standardanzug und weißen Hemd der
Agentur bedächtig vom blassen Hals einer stöhnenden, nackten
Frau trank, die auf seinem Schoß ausgestreckt lag. Auch etliche
andere Stammesvampire tranken von diversen menschlichen
Blutwirten, während einige Gäste dieses Vampiretablissements
offenbar entschlossen waren, Gelüste sexueller Natur zu befriedigen.
Neben ihm an der Tür war Chase zur Salzsäule erstarrt, und
aus seiner Kehle drang ein tiefes, grollendes Knurren. Hunter
hatte für die Nahrungsaufnahme und das Spektakel auf der
Bühne lediglich einen kurzen Seitenblick übrig, aber Chase
starrte hungrig hin, so offensichtlich gebannt wie die anderen
Stammesvampire im Raum. Vielleicht sogar noch gebannter.
Hunter hingegen interessierte sich für das Publikum. In der
Menge drehten sich einige Köpfe zu ihnen um – ihre Ankunft
war von den Agenten bemerkt worden, und die wütenden Blicke,
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die sie jetzt ernteten, besagten, dass die Situation sehr schnell
unangenehm werden konnte.
Kaum war Hunter das klar geworden, als einer der starrenden
Vampire von einem Sofa in der Nähe aufstand. Er war riesig,
wie auch seine beiden Begleiter, die ihm folgten, als er sich
einen Weg durch die Menge bahnte und direkt auf sie zukam.
Unter ihren edlen dunklen Maßanzügen waren alle drei sichtbar
bewaffnet.
»Schau einer an, wen haben wir denn da?«, meinte der erste
Agent – seiner gedehnten Sprechweise und den edlen, fast zarten
Gesichtszügen nach stammte er aus dem Süden. »Da hast du
jahrzehntelang mit uns bei der Agentur Dienst geschoben und
dich nie dazu herabgelassen, mit uns hierherzukommen.«
Chase verzog den Mund und verbarg nur knapp seine ausgefahrenen
Fänge. »Du klingst enttäuscht, Murdock. Aus solchem
Kram hab ich mir nie was gemacht.«
»Nein, du warst immer über jede Versuchung erhaben«, antwortete
der Vampir, sein Blick war so arglistig wie sein Lächeln.
»Du warst ja immer so vorsichtig, so steif und diszipliniert, sogar
in deinen Gelüsten. Aber die Dinge ändern sich ja. Leute können
sich ändern, was, Chase? Wenn du hier etwas siehst, das dir
gefällt, brauchst du’s nur zu sagen. Um der alten Zeiten willen,
hm?«
»Wir suchen Informationen über einen Agenten namens
Freyne«, warf Hunter ein, als Chases Antwort zu lange auf sich
warten ließ. »Sobald wir haben, was wir brauchen, gehen wir.«
»Ach ja?« Murdock betrachtete ihn mit neugierig zur Seite
gelegtem Kopf. Hunter sah, wie der Blick des Vampirs subtil
von seinem Gesicht zu den Dermaglyphen seitlich an seinem
Hals und in seinem Nacken wanderte. Der Mann brauchte nur
einen Augenblick, um festzustellen, dass Hunters kunstvolles
Hautmuster ihn als Gen Eins auswies, eine Seltenheit im Stamm.
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Hunter war nicht annähernd so alt wie die anderen Gen-Eins-
Krieger des Ordens, Lucan und Tegan. Aber auch er war von
einem Ältesten seiner Spezies gezeugt worden, sein Blut war
genauso rein wie ihres, und wie auch seine Gen-Eins-Brüder
konnte er es an Stärke und übernatürlichen Kräften mit etwa
zehn Vampiren späterer Generationen aufnehmen. Es war
aber vor allem seine Ausbildung als Soldat von Dragos’ Killerarmee
– ein Geheimnis, von dem nur der Orden wusste –, die
ihn tödlicher machte als Murdock und alle Agenten in diesem
Club zusammen.
Endlich schien Chase seine Zerstreutheit abzuschütteln. »Was
kannst du uns über Freyne sagen?«
Murdock zuckte die Schultern. »Er ist tot. Aber ich schätze,
das wisst ihr schon. Freyne und seine ganze Einheit wurden
letzte Woche auf einer Mission getötet. Sie hatten versucht, einen
Jungen zu befreien, der aus einem Dunklen Hafen gekidnappt
worden war.« Er schüttelte langsam den Kopf. »Wirklich ein Jammer.
Die Agentur hat mehrere gute Männer verloren, und leider
ist auch die Mission alles andere als befriedigend verlaufen.«
»Alles andere als befriedigend«, knurrte Chase höhnisch.
»Könnte man so sagen. Soweit wir vom Orden wissen, war die
Rettungsmission von Kellan Archer von Anfang bis Ende eine
einzige Katastrophe. Der Junge, sein Vater und sein Großvater –
verdammt, die ganze Familie Archer – wurden ausgelöscht – in
einer einzigen Nacht.«
Hunter schwieg dazu, ließ Chase den Köder auswerfen, wie er
es für richtig hielt. Das meiste von dem, was er Murdock vorwarf,
stimmte. In der Nacht des Rettungsversuchs hatte es ein Blutbad
mit unzähligen Todesopfern gegeben, und die Angehörigen von
Kellan Archer hatte es am schwersten getroffen.
Aber im Gegensatz zu Chases Behauptung hatte es Überlebende
gegeben. Genau gesagt, zwei. Beide waren heimlich
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vom Schauplatz des Gemetzels evakuiert worden, sie standen
unter dem Schutz des Ordens und waren sicher im Hauptquartier
untergebracht.
»Die Sache hätte besser ausgehen können, da sind wir uns
einig. Sowohl für die Agentur als auch die Zivilisten, die ums
Leben kamen. Fehler passieren nun einmal, so bedauerlich das
ist. Leider werden wir wohl nie mit Sicherheit wissen, wer für die
Tragödie der letzten Woche verantwortlich war.«
Chase kicherte leise. »Sei dir da nicht so sicher. Ich weiß doch,
dass du und Freyne alte Kumpels wart. Verdammt, ich weiß
doch, dass die Hälfte von allen hier in diesem Schuppen ihm
regelmäßig Gefallen getan haben. Freyne war ein Arschloch,
aber er wusste, wie man sich Freunde macht. Nur konnte er
sein großes Maul nicht halten, das war sein größtes Problem.
Wenn er in irgendwas dringesteckt hat, das mit der Entführung
von Kellan Archer zu tun hatte oder mit dem Angriff, der den
Dunklen Hafen der Archers in Schutt und Asche gelegt hat – und
nur dass das klar ist, ich bin verdammt sicher, dass Freyne da mit
drinhing –, dann dürfte er jemandem davon erzählt haben. Jede
Wette, dass er vor mindestens einem von euch Losern hier in
diesem beschissenen Schuppen damit aufgeschnitten hat.«
Murdocks Miene hatte sich bei Chases Worten immer weiter
verkrampft, seine Augen hatten begonnen, sich vor Wut zu transformieren,
und in den dunklen Iriskreisen blitzten bernsteinfarbene
Lichtfunken auf, als Chases Stimme immer lauter in die
Menge schallte.
Inzwischen hatte der halbe Raum innegehalten und starrte in
ihre Richtung. Mehrere Männer sprangen von ihren Stühlen auf,
stießen grob menschliche Blutwirte und drogenbetäubte Stripteasetänzerinnen
beiseite, und dann sammelte sich eine Horde
erboster Agenten um Chase und Hunter und wurde zusehends
größer.
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Chase wartete den Angriff des Mobs nicht ab.
Mit einem wilden Fauchen stürzte er sich in die Menge, ein
Wirbel von dreschenden Fäusten und knirschenden Zähnen und
Fängen.
Hunter blieb nichts anderes übrig, als sich ebenfalls ins Kampfgetümmel
zu stürzen. Er stapfte mitten ins dickste Gewühl, warf
jeden Angreifer mühelos beiseite und konzentrierte sich nur
darauf, seinen Partner herauszuhauen. Chase kämpfte wie ein
Tier, und das beunruhigte ihn. Mit wild verzerrtem Gesicht prügelte
er auf die Menge ein, die ihn von allen Seiten bedrängte,
seine riesigen Fänge füllten seinen Mund aus, und seine Augen
brannten wie glühende Kohlen.
»Chase!«, schrie Hunter und fluchte, als er eine Fontäne
Vampirblut hochspritzen sah – ob das seines Partners oder eines
anderen, konnte er nicht sagen.
Noch blieb ihm eine Chance, es herauszufinden.
Aus dem Augenwinkel nahm er auf der anderen Seite des
Clubs eine schnelle Bewegung wahr. Er warf den Kopf herum
und fand sich Auge in Auge mit Murdock, der zu ihm herüberstarrte,
ein Handy ans Ohr gepresst.
In Murdocks Gesicht stand unverkennbare Panik, als ihre
Blicke sich über der kämpfenden Menge trafen. Und es war nur
zu offensichtlich, dass er Dreck am Stecken hatte – Hunter sah
es an der Anspannung um seinen Mund und den Schweißperlen
auf seiner Stirn, in denen sich die wirbelnden Scheinwerfer der
verwaisten Bühne reflektierten. Der Agent sprach hastig und
nervös in sein Telefon und eilte dabei auf den hinteren Teil des
Gebäudes zu.
In dem Sekundenbruchteil, den Hunter brauchte, um einen
angreifenden Agenten abzuschütteln, war Murdock schon aus
seinem Blickfeld verschwunden.
»Verdammter Mistkerl.« Hunter sprang mit einem Satz an
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dem Tumult vorbei. Jetzt musste er Chase sich selbst überlassen
und die Verfolgung aufnehmen. Denn er wusste jetzt, dass sie
die Spur gefunden hatten, wegen der sie heute Nacht hierhergekommen
waren.
Er rannte los, seine übernatürliche Geschwindigkeit als Gen
Eins trug ihn in den hinteren Teil des Clubs und durch eine
angelehnte Tür auf die schmale Gasse zwischen den Backsteingebäuden
hinaus, auf die Murdock geflohen war. Von ihm war
keine Spur mehr zu sehen, aber die kalte Brise brachte aus einer
Seitenstraße das laute Echo rennender Füße mit.
Hunter stürzte ihm nach und kam eben um die Ecke, als eine
große schwarze Limousine mit quietschenden Reifen am Bordstein
hielt. Die hintere Tür wurde aufgestoßen, Murdock sprang
hinein und schlug sie hinter sich zu, während der Motor des
Wagens wieder aufbrüllte.
Hunter rannte bereits auf ihn zu, als die Reifen auf dem Eis
und Asphalt rauchten, und dann schoss der Wagen mit aufheulendem
Motor auf die Straße und raste wie ein Dämon in
die Nacht hinaus.
Hunter verschwendete keine Sekunde. Er sprang an der
Wand des nächstgelegenen Backsteingebäudes hoch, packte
eine rostige Feuerleiter und katapultierte sich aufs Dach. Seine
Kampfstiefel dröhnten über die geteerten Dachplatten, als er
von einem Flachdach zum nächsten raste, immer den fliehenden
Wagen im Blick, der sich unten auf der Straße durch den späten
Verkehr schlängelte.
Als er um eine Ecke auf einen dunklen, leeren Straßenabschnitt
zuraste, warf Hunter sich in die Luft und landete mit einem
markerschütternden Krachen auf dem Dach der Limousine.
Den Schmerz beim Aufprall registrierte er kaum, er klammerte
sich fest und spürte nur ruhige Entschlossenheit, als der Fahrer
versuchte, ihn mit hektischen Slalomkurven abzuschütteln.
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Der Wagen ruckte und scherte aus, aber Hunter hielt sich fest.
Auf dem Dach ausgebreitet, eine Hand um den oberen Rand der
Windschutzscheibe gekrallt, griff er mit der anderen nach seiner
9mm und zog sie aus dem Holster in seinem Kreuz. Wieder fuhr
der Fahrer eine Runde Zickzackkurs auf der Straße und verfehlte
bei seinem Versuch, den ungewollten Passagier loszuwerden, nur
knapp einen geparkten Lieferwagen.
Mit der halbautomatischen Waffe in der Faust sprang Hunter
in einem katzenartigen Salto vom Dach der rasenden Limousine
und landete bäuchlings auf der Kühlerhaube. Er zielte auf den
Fahrer, den Finger kühl auf dem Abzug, bereit, dem Fahrer das
Hirn herauszupusten und sich Murdock zu schnappen, um dem
verräterischen Bastard seine Geheimnisse zu entlocken.
Der Augenblick schien sich zu verlangsamen und wie in Zeitlupe
abzulaufen. Einen Sekundenbruchteil war Hunter überrascht.
Der Fahrer trug ein dickes, schwarzes Halsband, sein Kopf
war kahl rasiert und fast vollständig von einem verschlungenen
Netz von Dermaglyphen bedeckt.
Das war einer von Dragos’ Killern.
Einer seiner Jäger, genau wie er selbst.
Ein Gen Eins, zum Töten gezüchtet und abgerichtet, genau
wie er.
Hunters Überraschung wich schnell seinem Pflichtgefühl. Er
war entschlossen, den Mann auszumerzen. Das hatte er dem
Orden geschworen, als er ihm beigetreten war – es war seine persönliche
Mission, alle Tötungsmaschinen aus Dragos’ Züchtung
auszulöschen bis hin zur letzten.
Bevor es Dragos gelang, alle Produkte seines Wahnsinns auf
die Welt loszulassen.
Hunter zielte mit dem Lauf seiner Beretta wieder auf die
Stirn des Killers und wollte gerade abdrücken, da trat der Fahrer
abrupt das Bremspedal durch.
19
Gummi und Metall rauchten protestierend, als die Limousine
eine Vollbremsung hinlegte.
Hunter schlidderte von der Kühlerhaube, segelte durch die
Luft und landete fünfzig Meter vor dem Wagen auf dem kalten
Asphalt. Er rollte sich ab und war sofort wieder auf den Beinen,
riss die Pistole hoch und feuerte Salve auf Salve in den stehenden
Wagen.
Er sah, wie Murdock vom Rücksitz schlüpfte und sich mit
einem Sprint in eine dunkle Seitengasse rettete. Aber er hatte
keine Zeit, sich um ihn zu kümmern, denn nun war auch der
andere Gen Eins aus dem Wagen gestiegen und hatte den Lauf
einer großkalibrigen Pistole auf ihn gerichtet. Sie sahen einander
an, die Waffe des Killers schussbereit, seine Augen kalt und von
derselben emotionslosen Entschlossenheit, die auch Hunter auf
dem eisigen Asphalt Halt gab.
Beide schossen gleichzeitig.
Hunter wich der Kugel mit einer Bewegung aus, die ihm
wie kalkulierte Zeitlupe vorkam. Er wusste, dass sein Gegner
dasselbe getan hatte, als Hunters Kugel auf ihn zugeflogen kam.
Wieder schossen sie, und dieses Mal ging ein Kugelregen nieder,
beide Vampire feuerten ihre Magazine aufeinander leer. Keiner
von ihnen bekam mehr als einen harmlosen Streifschuss ab.
Sie waren absolut ebenbürtige Gegner, ausgebildet in denselben
Methoden – beide praktisch unbesiegbar und bereit zu
kämpfen bis zum letzten Atemzug.
In einem Wirbel übernatürlicher Geschwindigkeit warfen sie
ihre leeren Waffen fort und gingen zum Nahkampf über.
Hunter wich den schnellen Schlägen gegen den Oberkörper
aus, die der Killer ihm versetzte, als er sich brüllend auf ihn
stürzte. Er hätte fast einen Tritt gegen den Kiefer bekommen,
wenn er nicht abrupt den Kopf zur Seite gerissen hätte, dann
einen weiteren Tritt in die Rippen, dem er aber zuvorkam, indem
20
er den Killer am Stiefel packte, ihn herumriss und ihn in der Luft
zum Rotieren brachte.
Fast mühelos fand der Killer sein Gleichgewicht wieder und
stürzte sich erneut auf Hunter. Er schlug nach ihm, und Hunter
packte seine Faust, drückte zu und zermalmte ihm die Knochen.
Dann kam er um ihn herum, setzte seinen Körper als Hebel
ein und riss gleichzeitig den ausgestreckten Arm des Killers am
Ellbogen nach hinten. Das Gelenk brach mit einem scharfen
Knacken, und doch stieß der Killer nur einen Grunzlaut aus,
der einzige Hinweis auf die höllischen Schmerzen, die er haben
musste. Sein verletzter Arm hing schlaff und nutzlos herab, als
er herumwirbelte und Hunter einen weiteren Schlag ins Gesicht
versetzte. Es war ein Volltreffer, der Hunter die Haut direkt über
dem rechten Auge aufriss. Hunter sah Sterne, aber er schüttelte
seine vorübergehende Benommenheit ab, gerade noch rechtzeitig,
um eine zweite Attacke abzuwehren – jetzt kamen Faust
und Fuß im selben Moment auf ihn zugeschossen.
So ging es hin und her, beide Männer keuchten heftig vor
Anstrengung, beide bluteten, wo der andere einen Treffer gelandet hatte. Keiner würde um Gnade bitten, egal, wie lang ihr
Zweikampf dauern oder wie blutig er noch werden würde.
Gnade war ein Konzept, das ihnen fremd war, genauso wie
Mitleid. Zwei Begriffe, die man von Kindheit an aus ihrem Wortschatz herausgeprügelt hatte.
Das Einzige, was schlimmer war als Gnade oder Mitleid, war
Versagen, und als Hunter den gebrochenen Arm seines Gegners
in die Hand bekam, den riesigen Mann zu Boden riss und ihm
das Knie in den Rücken rammte, flackerte in den kalten Augen
des Gen Eins die düstere Erkenntnis auf, dass er versagt hatte.
Diese Schlacht hatte er verloren. Er wusste es, genau wie
auch Hunter es wusste, der im nächsten Augenblick das dicke
schwarze Halsband des Killers zu fassen bekam.
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Mit der freien Hand tastete Hunter nach einer der fortgeworfenen
Pistolen auf dem Asphalt und bekam sie in die Hand. Er
wirbelte sie herum, holte aus und ließ den metallenen Kolben
wie einen Hammer auf das Halsband des Killers hinabsausen.
Wieder schlug er zu, dieses Mal fester. Sein Schlag trieb eine
Delle in das undurchdringliche Material, in dem ein diabolischer
Mechanismus verborgen war – von Dragos und seinem Labor zu
dem einzigen Zweck geschaffen, die Loyalität und den Gehorsam
seiner tödlichen Armee zu gewährleisten.
Hunter hörte ein leises Summen. Dragos’ Killer griff mit
seiner unverletzten Hand nach seinem Halsband – ob er sich
der Gefahr vergewissern wollte oder vergeblich versuchte, sie
aufzuhalten, würde Hunter nie erfahren.
Er rollte in Deckung … gerade, als die beschädigte Hülle die
Detonation auslöste und aus dem Inneren des Halsbandes ultraviolette Strahlen hervorschossen.
Es gab einen sengenden, tödlichen Lichtblitz, der dem Killer
mit einem sauberen Schnitt den Kopf abtrennte.
Als die Straße wieder in Dunkelheit fiel, starrte Hunter auf
die rauchende Leiche des Mannes hinunter, der ihm in so vieler
Hinsicht so ähnlich gewesen war. Sein Bruder, obwohl es bei
den Killern von Dragos’ Privatarmee keine verwandtschaftlichen
Gefühle gab.
Er spürte keine Gewissensbisse wegen des toten Killers, der
da vor ihm lag, lediglich ein vages Gefühl der Befriedigung, dass
es nun einen weniger gab, der Dragos’ wahnsinnige Pläne ausführen konnte.
Er würde nicht rasten noch ruhen, bevor er sie nicht alle ausgelöscht hatte.
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